Wir trauern um Adam

Wir trauern um Adam

Adam

*30.7.1960

+5.6.2021

Seit 9 Jahren bist Du aus der Bürgerhilfe nicht weg zu denken!

Manchmal hast Du auch genervt.

Wir haben mit Dir gelacht, geweint und getanzt! Diese Erinnerung bleibt in unseren Herzen. 

Wir vermissen Dich und werden Dich nie vergessen!

Das Team der Bürgerhilfe

Adam war einer der ersten, der sich 2012, wie viele andere Obdachlose, auf der Cuvry Brache einquartierte. Er baute sich dort eine kleine Hütte aus Holz. In dieser Zeit kam er auch das 1. Mal zu uns in die Bürgerhilfe.
2014 wurde die Brache geräumt. Seitdem übernachtete Adam in Parks und im Winter in Notübernachtungen, vorwiegend in der Arche und in der Taborkirche.
9 Jahre war Adam an jedem Öffnungstag Gast in unserer Tagesstätte. Deshalb ist er auch auf der Vorderseite unseres Flyers zu sehen. Er war ein „lustiger Vogel“, der schnell bekannt war im Wrangelkiez.
Adam liebte Musik und wenn ihm ein Lied im Radio gefiel, forderte er die Damen auch spontan zum Tanzen auf! Besonders auf unseren Faschingsfeiern war er beim Tanzen unermüdlich!
An manchen Tagen war Adam so betrunken, dass er uns alle schrecklich genervt hat. Aber zum Glück schaffte er es immer wieder, sich zusammen zu reißen und dann war die Nerverei auch wieder vergessen.

Adam war sehr stark und wollte so gerne arbeiten.
Ohne Obdach keine Arbeit! Das ist ja leider Alltag.
Also beantragten wir Leistungen beim Jobcenter für ihn, als wir ihn 5 Jahre kannten. Zuza von Gangway unterstütze uns und begleitete Adam mehrmals zu den Behörden, um zu dolmetschen. Leider wurden alle Anträge auf Leistungen abgelehnt. Wir gaben nicht auf und klagten beim Sozialgericht. Schon öfter hatten wir mit solchen Klagen bei Obdachlosen aus Polen Erfolg.

Das führte bei all diesen Menschen zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Lebenssituation. Sie fanden Wohnungen und zum Teil sogar Arbeit auf dem
1. Arbeitsmarkt.
Leider funktionierte das bei Adam nicht, da es sich bei diesen gerichtlichen Entscheidungen immer um eine Ermessenssache handelt. Das war hart für Adam, da er ohne Leistungsbezug keinen Anspruch auf Unterbringung hatte.
So lebte Adam weiter vom Schnorren und Flaschen sammeln. Bei einigen Gewerbetreibenden im Wrangelkiez durfte er manchmal ein paar Stunden mit anpacken und sie steckten ihm etwas zu. Da war er dann immer glücklich, dass er arbeiten durfte. 

Als zu Beginn der Pandemie alle zu Hause bleiben sollten, baute Adam sein Zelt neben der Bürgerhilfe auf!
Das war sein Zuhause!

Zeitweise musste Adam ins Krankenhaus, wo er „aufgepäppelt“ wurde. Aber das harte Leben auf der Straße forderte immer wieder schnell seinen Tribut. Und so ist es leider kein Wunder, dass Adam nun tot im Görli gefunden wurde.

Es ist so unendlich traurig, dass sein Leben so enden musste.
Adam konnte bis zum Schluss kein Deutsch, aber wir haben alles Wichtige meistens verstanden, was er uns mitteilen wollte!
Ach Adam, in unserem Büro stehen noch Deine Koffer mit Deinen Habseligkeiten und im Vorgarten Dein Dreirad, mit dem Du alles transportiert hast, was Dir wichtig war!
Du bist und bleibst ein Teil der Bürgerhilfe, wir vermissen Dich und werden uns immer wieder an Dich erinnern.