Wir halten Abstand! Wir halten durch! Wir halten zu Euch!

Wir halten Abstand! Wir halten durch! Wir halten zu Euch!

Unsere Wohnungslosentagesstätte in Kreuzberg bleibt geöffnet!

Seit vier Wochen schon ist nichts mehr in unserer Bürgerhilfe-Wärmestube wie es mal war. Wo sich normalerweise bis zu 60 obdachlose Menschen gemeinschaftlich tummeln und wärmen, gilt nun bei uns die Devise Abstand und Einsiedlerei. Und trotzdem, wir bleiben weiter für Alle da.
Täglich organisieren wir eine Notversorgung für die Menschen. Das heißt Essen wird vorbereitet, unsere Kleiderkammer ist geöffnet und in Notfällen werden die Menschen selbstverständlich durch uns Sozialarbeiter betreut und beraten.
Alle anderen Angebote (Wäsche waschen Duschen, ausführliche soziale Beratung, Gruppenaktivitäten usw.) müssen momentan aus präventiven Gründen leider entfallen.

Unsere Tür, die normalerweise immer Allen weit offen steht, ist gegenwärtig abgesperrt. Vor unserem Eingang bildet sich dann eine Schlange. Ein ziemlich surreales Bild, weil unsere Gäste natürlich den Sicherheitsabstand einhalten, wie wir ihnen das beigebracht haben, um dann einzeln eingelassen zu werden.
Immer vier Besucher*innen können sich gleichzeitig in unserer Einrichtung
aufhalten. Zuallererst heißt es dann mal, nach einem langen Tag oder einer langen Nacht draußen, gründlich die Hände zu waschen.

In der Zeit, in der die Gäste essen, desinfizieren wir wieder die Toilettenräume, bis dann wieder alles von vorn losgeht. Von allen Besucher*innen notieren wir Kontaktdaten, um im Fall einer Ansteckung auskunftsfähig zu sein.
Was uns besonders auffällt, unsere obdachlosen Gäste mosern nicht, sie streiten nicht, im Gegenteil sie unterstützen uns bei all diesen Maßnahmen.
Sie sind einfach unendlich dankbar, dass wir weiter für sie da sind, zumal viele Einrichtungen leider geschlossen haben. Aus diesem Grunde kommen übrigens auch viele neue Gäste zu uns.
Dass bedeutet für uns, immer wieder neu die Regeln erklären und ansprechbar für die Leute sein. Ganz klar, genauso wie jeder andere Mensch haben sie tausende Fragen zur Situation. Viele Obdachlose sind durch ihr Leben auf der Straße oder weil sie kaum Deutsch sprechen von wichtigen Informationen völlig abgeschnitten.

Jemanden in seiner Not zu trösten und dabei 1,50 Meter Abstand halten zu müssen, ist oftmals ziemlich schwer. Umso wichtiger ist es, dass unser Team weiterhin Optimismus verbreitet, Panik vermeidet und gleichzeitig immer wieder bewusst macht, dass die ganze Sache sehr ernst genommen werden muss.
Unter der Beachtung aller Hygiene- und Abstandsmaßnahmen bedeutet das gerade einen immensen Aufwand für uns, den wir immer wieder gern leisten.

 Ohne unsere wunderbaren Helfer*innen an unserer Seite könnten wir Sozialarbeiter*innen (Patricia, Wolfgang und Raoul) diese Ausnahmesituation nicht allein wuppen.
Unser dickes Dankeschön geht somit an Dennis, Anika, Oline, Christian und Andi – Teilnehmer*innen in so sinnvollen Arbeitsförderprojekten wie nie und ehrenamtlichen Helfer*innen. Für uns seid ihr wirklich Helden!
Uns Allen war von Anfang an klar, dass die Versorgung der Obdachlosen systemrelevant ist. Die Not, aber auch die Dankbarkeit unserer Gäste zeigt uns jeden Tag, dass wir Recht hatten.
Wir halten Abstand! Wir halten durch! Wir halten zu Euch!